Ostern – Steh In deinem Feuer

freyaEin spannendes Datum – überlagern sich hier doch zwei mächtige Mythen der Menschheit.
Lange vor den Christen feierten naturverbundene Stämme in diesen Tagen die Fruchtbarkeit des Lebens. Die nordgermanische Freya, Göttin der Lust und der Leidenschaft, die Frühlingsgöttin, feierte bereits das fest der „Morgenröte“ (altgerm. Austrō)- Das Frühlingsfest des Neubeginns und des Wachsens, welches nach dem langen Winter, die Auferstehung der Natur symbolisiert.

Fühlst auch Du diese Aufbruchsstimmung, eine neue Lust, hinauszugehen, zu wachsen, zu erschaffen – sich von den fruchtbaren Kräften des Lebens mitreißen zu lassen? Ich begegne vielen Menschen, für die ist das Jahr 2013 ein Jahr in dem Samen aufgehen, die vor Jahren gesät wurden und schon vertrocknet glaubt waren.

Ich wünsche dir eine starke, leuchtende Morgenröte deines Lebens –Freude, Klarheit und Aufbruchsmut.

Doch in diesen Tagen wird noch ein weiterer Mythos geehrt und gefeiert – Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi – das älteste Fest der Christen. Magst Du nun Christ sein oder nicht. Gläubig oder Atheist. Wenn Du die Geschichte mit dem Herzen ließt stellt sie die entscheidende Frage

„Wo weigerst du dich, dich freiwillig ans Kreuz zu nageln?“

kreuzWir leben in einer Wolfühlkultur. Alles – vom Essen, über Technik, Medien ist nur einen Klick entfernt und bringt uns vom Wohnzimmer aus zum schreien. Kalorienarm, bio und bequem steuern wir aus der Mitte unserer Komfortzone unseren weichgespülten Alltag. Das dies aber nur die halbe Wahrheit ist, weißt du genau. Was ist deine emotionale Achillesferse, wo bist du tief verwundbar?Meist sind Schmerz, Angst oder Ohnmacht die unwillkommenen Gäste auf deiner Afterwork-Wir-sind-immer-gut-drauf-Party. Wir verdrängen sie mit Arbeit, Fernsehen, und Geschwätz. Wir bekämpfen sie mit Konzepten und Pillen. Wir wollen sie nicht fühlen.

Genau diese Nichtbereitschaft, alles zu fühlen, macht dich schwach und angreifbar.
Denn Warum gehst du hin und wieder den leichten, aber falschen Weg?
Warum bleibst du zu lang mit Menschen zusammen, die dir nicht gut tun?
Warum lässt du deine Träume zu schnell los?
Warum fühlt sich dein Leben manchmal so angespannt an?

Weil du in all diesen Situationen an einen Punkt kommst, an dem du etwas fühlen müsstest, was du nicht fühlen willst.

Ist es das Allein im Moment einer einsamen Entscheidung, oder die Angst vor dem, was passiert, wenn du deine Komfortzone verlässt.Was hat das mit dem Kreuz zu tun?
Es gibt Erfahrungen, die kannst du nicht schön reden oder wegklopfen. Stumm stehen sie an der Schwelle deines Bewusstseins und warten darauf, daß du sie einlässt. Sie wollen von dir erfahren werden.
In unserer Wohlfühlgesellschaft scheint es verrückt, sich aus freien Stücken ins Feuer seiner unangenehmsten Gefühle zu stellen, sich freiwillig ans Kreuz zu nageln.
Warum sollte ich, warum du das tun?
Weil wir müde sind – vom Weglaufen vor uns selbst.

„Weil ich wissen will, wer ich bin, wenn ich stehen bleibe und alles fühle.“

Lies doch morgen einmal die die Geschichte der Kreuzigung und deute sie als (d)einen Traum, in dem jeder der Protagonisten einen Anteil von dir verkörpert. Welche innere Stimme verkörpert Judas in deinem Leben? In welchen Situationen, für welche Argumente verrätst du dich? Entrüste dich nicht über die Jünger, Frage dich lieber: An welchen entscheidenden Stellen deines Lebens schläfst du immer noch ein und lässt dich selbst im Stich?
In welchen Situationen deines Lebens weißt du, ahnst du, dass du nicht umhin kommen wirst, dich bestimmte Erfahrungen zu stellen? Sich freiwillig ans Kreuz zu nageln, bedeutet, stehen zu bleiben: Ich möchte JETZT wissen, wer ich bin, wenn ich mich dieser Erfahrung stelle. Ich öffne meine Tür für den ungebetenen Gast.“

Die Kraft der Kreuzigung liegt in der Nüchternheit und in der bedingungslosen Hingabe etwas bewusst zu erfahren, was uns eigentlich unerträglich erscheint. Hör auf zu kämpfen und heiße alles willkommen. Leide, aber jammere nicht. Fühle nüchtern alles, was dazu gehört. Fühle die Einsamkeit, anstatt dich abzulenken, lass die Traurigkeit kommen anstatt blöd zu grinsen, und gib dich der Angst hin, wenn du nicht mehr weiter weißt. Und dieses nüchterne Im-Feuer-Stehen ist es, was ihn und uns letztendlich befreit.

Fegefeuer_smallIch tauche nicht gern in unangenehme Gefühle ab. Viel lieber feiere ich das Leben auf der Sonnenseite. Doch wenn mal wieder Wut, Trauer oder Ratlosigkeit an meiner Türe klopfen, hilft das Kreuz mich doch hinzugeben. Ich breite innerlich meine Arme aus, öffne mein Herz, mache mich verwundbar und sage: „Komm, Erfahrung, sei auch du mir willkommen.“ Es gelingt mir bei weitem nicht immer. Manchmal springe ich in letzter Minute vom Kreuz und beginne wieder zu kämpfen oder zu rennen. Doch ich weiß Nach der Schwelle der Unerträglichkeit kommt die Hingabe und sie schenkt den Frieden. Denn auch das solltest du an Ostern persönlich nehmen: Der Mensch ließ sich freiwillig kreuzigen.

fest_osternEr starb in seinem alten, begrenzten Ich. Und… er wurde wiedergeboren.

In diesem Sinne wünsche ich dir, in deiner gerade noch nicht perfekten Frühlingsaufbruchstimmung Hingabe an das, was ist Ein Fühlen aller Gäste im Haus deiner Seele. Frieden mitten im Feuer. Und deine Auferstehung im Fest der Morgenröte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.